20. März 2018
Das Raiffeisen-Jahr 2018
200 Jahre Raiffeisen
In diesem Jahr wird der 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen gefeiert, dem Pionier des deutschen ländlichen Genossenschaftswesens. Raiffeisen gehört zu den Urvätern der genossenschaftlichen Idee. Er gründete Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Darlehnskassenvereine.
Runder Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen
"Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele": Dieser Leitgedanke von Friedrich Wilhelm Raiffeisen sowie die Prinzipien der Solidarität und Hilfe zur Selbsthilfe stellen die Basis der modernen Genossenschaftsidee dar. In diesem Jahr feiern die Volksbanken und Raiffeisenbanken 200 Jahre Raiffeisen. Am 30. März 1818 wurde Friedrich Wilhelm Raiffeisen als siebtes von neun Kindern in Hamm an der Sieg geboren. Er wuchs in Armut auf und meldete sich mit 17 Jahren zum Militär. Als späterer Bürgermeister von Weyerbusch im Westerwald sorgte er für die Errichtung einer Schule. Raiffeisen ging damals gegen die Armut der Landbevölkerung in seiner Region vor und gründete mehrere Hilfsvereine. Aufgrund seiner Verdienste wurde er 1884 – vier Jahre vor seinem Tod am 11. März 1888 – zum Ritter des Roten Adlerordens ernannt.
Laut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe Raiffeisen damals gezeigt, "was das Engagement des Einzelnen und die Solidarität vieler gerade in schwierigen Zeiten bewirken können." Dies mache seine Idee und sein Wirken auch heute noch so modern. Der Westerwälder Sozialreformer ist auch auf andere Art allgegenwärtig: Deutschlandweit erinnern rund 1.500 Raiffeisenstraßen, -ringe und -wege an Friedrich Wilhelm Raiffeisen.
Die ersten Genossenschaften
Das Raiffeisen-Jahr 2018 bietet die Gelegenheit, auf die Anfänge der Genossenschaften zurückzublicken. Der 1862 von Friedrich Wilhelm Raiffeisen gegründete Heddesdorfer Darlehnskassenverein war die erste Kreditgenossenschaft Deutschlands. Die damaligen Darlehnskassenvereine verpflichteten die Kreditnehmer erstmals zur Mitgliedschaft. Sie gelten als Vorläufer der heutigen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Bereits einige Jahre später entstanden zentrale Einrichtungen für Spar- und Darlehnskassenvereine auf nationaler Ebene. Dabei standen für Raiffeisen stets seine beiden wichtigsten Prinzipien im Mittelpunkt. Dies war zum einen die Solidarität, denn in den Genossenschaften waren sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber Mitglieder. Zum anderen unterstützte er die Hilfe zur Selbsthilfe: Die Spareinlagen wohlhabender Mitglieder wurden in Form von günstigen, langfristigen Darlehen an bedürftigere Mitglieder abgegeben. So konnten diese zum Beispiel Kredite für die Überbrückung von Dürrejahren aufnehmen. Raiffeisen unterstützte den Teil der Bevölkerung, der fernab der Stadt wohnte. Heute werden die ländlichen Genossenschaften in Deutschland von rund 476.000 Mitgliedern getragen. Zudem gehören sie mit insgesamt über 107.000 Mitarbeitern zu den wichtigsten Arbeitgebern im ländlichen Raum.
Genossenschaften erleben eine Renaissance
In Zeiten von Umbrüchen und Krisen gewinnen in der Gesellschaft vor allem Solidarität und Zusammenhalt verstärkt an Bedeutung. Immer mehr Menschen setzen ihr Vertrauen in Genossenschaften. Dies spiegelt sich auch in den steigenden Mitgliederzahlen wider. Während viele Organisationen Mitglieder verlieren, erleben Genossenschaften derzeit eine Renaissance. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken verstehen sich als Wertegemeinschaft. Mit dem Grundsatz der Solidarität fördern sie ihre Mitglieder und sind fest in der Region verankert. Zum Auftakt des Raiffeisenjahrs fand am 11. März 2018 ein Festakt in Mainz statt. Dort würdigten unter anderem Werner Böhnke, Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Gründervater der Genossenschaften.
Zahl der Genossenschaften in Deutschland
Mittlerweile sind Genossenschaften die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisationsform Deutschlands. Rund 22,4 Millionen Menschen sind Mitglieder in Genossenschaften. Weltweit sind es sogar über 800 Millionen. Zudem gibt es derzeit rund 8.000 Genossenschaftsunternehmen. Mit etwa 30 Millionen Kunden und 18,5 Millionen Mitgliedern bilden die Genossenschaftsbanken die größte genossenschaftliche Gruppe in diesem Land. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland bieten mit insgesamt über 11.100 Bankstellen eines der dichtesten Bankservicenetze in Europa.
Im Jahr 2016 wurden Genossenschaftsidee und -praxis von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.